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Das sind die Russen.

 

Nach den Angaben der Volkszählung von 2002 leben in Russland etwa 116 Millionen Russen, was 79,8 % der Landesbevölkerung sind.

Das altrussische Adjektiv „rus’sk(-yi) ist  gebildet worden  von der Wurzel „rus-“ mit Hilfe eines Suffix, das Ableitungen von Ortsnamen bilden hilft, etwa wie „nasaret’sk“, was „aus Nazareth“ bedeutet. Die Rus war gleichzeitig  die Bezeichnung des Staates der Ostslawen und auch ihre frühe Volksbezeichnung. Bis ins 18. Jahrhundert lautete ihre Eigenbezeichnung „Russin“, im Plural dementsprechend „Rus‘“ oder „Russiny“. Vom 17. zum 18. Jahrhundert veränderte sich diese Bezeichnung allmählich und lautete nun „Russy“, „Rossy“ oder „Rossijanje“. Und später - vom 18. Jahrhundert zum 19. Jahrhundert hin – setzte sich die Bezeichnung „Welikorussy“ (Großrussen) durch. Im 18. zum 19. Jahrhundert wurde auch die neue kollektive Volksbezeichnung „russkije“ (die „Russen“) eingeführt, mit der allerdings gleich alle drei ostslawischen Völker (Russen, Ukrainer /die „Kleinrussen“/ und die Weißrussen) bezeichnet wurden. Erst nach 1917 wird dieser Begriff allein für die Bezeichnung der Großrussen gebraucht.

Etwa im 12. Jahrhundert hatte sich im Ergebnis des Verschmelzens der ostslawischen Stämme das altrussische Volk herausgebildet.  Seinen weiteren Zusammenschluss und seine Entwicklung behinderten dann jedoch der feudale Zerfall der Kiewer Rus und der tatarisch-mongolische Einfall. Die Vereinigung der Fürstentümer unter der Macht mehrerer Staaten – so des Moskauer Großfürstentums, des Großfürstentums Litauen und später der Rzeczpospolita – legte den Grundstein für den weiteren Zerfall dieses Volkes in die drei heutigen Völker der Russen, Ukrainer und Weißrussen.

In aller Welt sind die auffallendsten und wichtigsten Elemente der russischen Nationaltracht bekannt: die Bastschuhe, die russischen Hemden mit Stehkragen und seitlichem Vorderverschluss, die Sarafane, die Filzstiefel, die Pelzmützen mit den Ohrenklappen, die Stiefel, aber ebenso die berühmten Orenburger  Tücher aus flauschiger Wolle. Obwohl sich die Nationaltracht in den nördlichen und südlichen Gebieten Russlands in einzelnen Elementen unterschied,  besaß sie dennoch gemeinsame Züge. Die Männer trugen die oben erwähnten Hemden und Leinenhosen. Die Hemden aus weißem oder gefärbtem Leinen wurden über der Hose getragen und umgürtet. Als Oberbekleidung dienten der Bauernrock oder ein Kaftan. Als Schuhwerk wurden Bastschuhe oder Stiefel getragen.  Die Nationaltracht der Frauen im Norden und Süden des Landes unterschied sich in den Details und in der Platzierung des Dekors. Im Norden bevorzugten die Frauen den Sarafan, im Süden trugen sie dagegen mehr lange bequeme Röcke aus roten, blauen, karierten oder gestreiften Wollstoffen, die „ponjowy“ genannt wurden. Die Hauptelemente der Nationaltracht der russischen Frauen waren ein Hemd, ein Sarafan oder ein langer Rock, eine Schürze und ein Brusttuch.

Spricht man von der russischen Küche, so stellt man sich solche Gerichte vor wie verschiedenste Grützen, Kohlsuppen (Schtschi), Pelmeni, Eierkuchen, das Getränk „Kwas“, die kalte Suppe „Okroschka“, Roggenbrot und vieles andere. Ebenso wie die Küche anderer Länder hat auch die russische Küche  mit der Zeit eine große Anzahl verschiedenster kulinarischer Traditionen der Nachbarvölker in sich aufgenommen. Das Interesse hinsichtlich der russischen kulinarischen Tradition entstand außerhalb Russlands im 19. Jahrhundert. In nur wenigen Jahrzehnten erlangte die russische Küche in Europa und dann auch in aller Welt Beliebtheit. Seit jener Zeit besitzt sie den Ruf, eine der schmackhaftesten und mannigfaltigsten zu sein.

Im Verlauf vieler Jahrhunderte schuf das russische Volk seine einmalige Kultur der Volkskunstgewerbe.  Die russischen Volkskunstgewerbe - so Gshel, Chochloma, die Shostowo-Malerei auf Metall, die Gorodezker Malerei, die Mesensker Holzmalerei, die Filigranarbeiten, der Zellenschmelz, die Palech-Miniatur, die Fedoskino-Miniatur und andere – sind in Russland und im Ausland weit bekannt und haben weltweite Anerkennung gefunden.

Der Überlieferung nach predigte Andrej der Erstberufene in den russischen Landen als Erster das Christentum. Die Taufe der Kiewer Rus, die damals alle Ostslawen vereinte, erfolgte im Jahr 988 durch den Fürsten Wladimir.

Eine der bemerkenswerten Traditionen in der russischen Welt war bis zum 20. Jahrhundert das Feiern des Weihnachtsfestes. Dieser Brauch erlebt jetzt im neuen Russland seine Wiedergeburt. Nach dem russischen Kirchenkalender, der  ein Julianischer Kalender ist,  fällt dieses Fest nicht auf den 25. Dezember wie nach dem Gregorianischen Kalender, sondern wird 13 Tage später – am 7. Januar begangen.

Der Tag vor Weihnachten heißt bei uns „Sotschelnik“ oder „Sotschewnik“. Diese Bezeichnung ist vom russischen Wort „sotschiwo“ abgeleitet, was „Pflanzenöl“ bedeutet. „Sotschiwo“ nannte man auch eine Grütze, die unter Zugabe von Pflanzenöl und Gemüse zubereitet wurde. Vor Weihnachten durfte man nur diese Speise zu sich nehmen, und auch das erst nach dem Aufgehen des ersten Sterns – in Erinnerung an den Stern von Bethlehem, der die Geburt des Erlösers verkündete.

Am Morgen des Sotschelnik - des Heiligen Abends - scheuerte man in den Hütten die Decken, Wände und den Fußboden, der danach mit Wacholder eingerieben wurde. Dann nahmen alle ein Schwitzbad. Nach alldem versammelte man sich im Dorf in großen Gruppen,  die Gesichter wurden angemalt, man zog die Kleidung mit dem Inneren nach außen an. Auf einen Schlitten wurde die so genannte Koljada gesetzt – entweder eine Puppe oder ein junges Mädchen, dem man über ihren Pelzmantel ein weißes Hemd gezogen hatte. Unter frohem Gesang zog man durchs Dorf. Die Kinder trugen einen gebastelten Stern durchs Dorf und sangen vor den Fenstern, oder auch im Haus, wenn sie hineingebeten wurden, lustige Lieder, in denen sie die Hausherren priesen und von ihnen dafür kleine Geschenke erhielten: Konfekt, Backwerk oder  Münzen.

Zum Sotschelnik  bereiteten die Hausfrauen spezielle Speisen zu – „Kutja“ und Wswar“. Die „Kutja“ ist eine Grütze mit speziellen Zugaben, die man zum Totengedenken isst, und der „Wswar“ ist ein Getränk, das zu Ehren der Geburt eines Kindes  gekocht wird. Beide zusammen sollten ein Symbol für das ewige Leben, für die Geburt und den Tod des Erlösers und für die Beständigkeit des Menschengeschlechts sein. Die Kutja wurde am frühen Morgen aus Weizen- oder Gerstenkörnern  oder aus Reis gekocht, man ließ sie im Ofen garen, gab Honig, Hanföl oder Butter dazu. Für den Wswar kochte man Trockenobst und Beeren in viel Wasser. Die fertige Kutja wurde unter die Ikone auf Stroh gestellt, im Gedenken an die Geburt des Christkindes in der Krippe. Am Sotschelnik, dem Heiligen Abend, legte man Stroh oder Heu auf den Tisch und die Sitzbänke, womit man seine Nähe zum Ort der Geburt des Erlösers symbolisierte. Am Sotschelnik  war es nicht üblich zu arbeiten.

Am ersten Weihnachtsfeiertag ging die Familie mittags nach draußen, um dem Spiel der Sonnenstrahlen zuzuschauen. „Spielten“ die Sonnenstrahlen, so bedeutete das, dass sich die bösen Kräfte versteckt hatten. Der zweite Weihnachtsfeiertag wurde der Verehrung der Gottesmutter, der heiligen Jungfrau Maria, gewidmet.

Mit dem Weihnachtsfest begannen die Heiligen Tage, die bis zum Fest der Taufe Christi (in Russland am 19. Januar) andauerten. In all diesen Tagen wurden die üblichen Bräuche ausgeübt. Es wurde wahrgesagt, die Leute vergnügten sich, durch die Straßen zogen lustig verkleidete Leute mit Masken oder einfach nur Ruß auf den Gesichtern. Singend zogen sie von Haus zu Haus und stellten verschiedenste Szenen dar, für die man sie gut beschenkte. Manchmal führten sie ein Pferd oder einen Ochsen mit sich.

Die jungen Mädchen befassten sich in jenen Tagen mit dem Wahrsagen, jede auf ihre Art. Zum Beispiel ging ein junges Mädchen nachts in den Holzschuppen und nahm dort im Dunklen ein Holzscheit in die Hand. War es glatt, so  verhieß das einen zärtlichen Ehemann, wies es Astlöcher auf, so würde der künftige Ehemann garstig und böse sein. Eine andere Art des Wahrsagens war folgende:  vor einen Spiegel stellte man eine Karaffe mit Wasser, rundherum zündete man Kerzen an und schaute dann durch die Karaffe in den Spiegel. Was dort von jedem wahrgenommen wurde, das sollte künftig geschehen.

 

Michail Pavlov

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Kosakentum in Rußland (Teil 1) Tags: Geschichte, Radio Georgij Wlassow 13.06.2011, 15:33

Erstmals taucht das Wort «Kosake» in den russischen Chroniken im späten 13. und frühen 14. Jh. auf. Es hat einen turksprachigen Ursprung und wird als „frei“, „unabhängig“, „mutiger Krieger“ oder gar als „Räuber“ übersetzt. Die Herkunft der Kosaken ist mysteriös. Dazu gibt es mehrere Annahmen. Laut einer stellten die Kosaken ursprünglich eine gewisse soziale Gruppe der Ostslawen dar, kurz und gut, das waren eine Art verwegene, unabhängige Kriegerscharen. Diese Scharen setzten sich aus Menschen jeden Schlages zusammen: aus Glücksrittern, Ausbrechern, Abenteuerern.

Die Anhänger einer anderer Theorie nehmen bei den Kosaken eine besondere ethnische Abstammung an, und zwar von den Kassogen und Brodniks, die in den Chroniken ungefähr seit der Zeit nicht mehr erwähnt werden, wenn die Kosaken den Schauplatz der Weltgeschichte betreten.

Es hat noch eine Theorie gegeben, die im Dritten Reich von dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete entwickelt wurde. Nach Meinung der Mitarbeiter von Alfred Rosenberg stammten die Kosaken direkt von den Goten ab, die einst das Territorium zwischen den Flüssen Dnister und Don besiedelten, einschließlich der Landschaften, die später zum Siedlungsgebiet der Kosaken wurden. Jedoch ist heute ganz klar, daß zwischen den Goten, die im 4. Jh. von der historischen Bühne abgetreten sind, und den Kosaken, die seit einer viel späteren Zeit erwähnt werden, keine direkte Kontinuität festgestellt werden kann. Außerdem hielt sich Rosenbergs Behörde in ihrer Forschung weitgehend an die Aufgaben der ideologischen Propaganda, wobei es zur Abschwächung des Gegners im Krieg beitragen konnte, wenn man einzelne Bevölkerungsgruppen in der UdSSR gegeneinander ausspielte.

Von ausgesprochener Bedeutung für die Vorgeschichte der Kosaken war die Landschaft, wo das Kosakentum entstand, nämlich der riesige Steppenraum in den heutigen südrussischen und südukrainischen Gebieten. Dort, in der Weite des sog. Wilden Feldes, das unruhig, voller Gefahren und mit einem Gemisch unterschiedlicher Ethnien besiedelt war, bildete sich im harten Überlebenskampf die künftige Macht der Kosaken heraus. Die unwirtliche Steppenlandschaft setzte bei denen, die in ihr überleben wollten, Kraft, Mut, Findigkeit und Ausdauer voraus.

Die südlichen Steppen waren ein Schauplatz erbitterter Konflikte und Massenmigrationen. Ihre früheste Bevölkerung waren die Skythen, ein iranisches Volk, das diese Territorien noch vor unserer Zeitrechnung besiedelt hatte. Im 2. und 3. Jh. v. Chr. wurden die Skythen von den Sarmaten abgelöst, die ebenfalls iranischer Abstammung waren. Um diese Zeit lebten auf den Territorien am Asowschen Meer und auf den Ufern des Flusses Kuban zahlreiche Stämme, mit denen die Welle der Sarmaten kollidierte. Die Sarmaten wurden ihrerseits beginnend mit dem 1. Jh. v. Chr. von den kriegerischen Alanen allmählich verdrängt, ebenfalls skythischer und sarmatischer Abstammung, die sich bedeutende Gebiete am unteren Don unterwarfen. Seit dem späten 2. Jh. beginnt der Eroberungszug der obenerwähnten germanischen Goten, die ihrerseits Ende des 4. Jhs. von den Hunnen zerschlagen wurden und nach Westen, ins Römische Reich ziehen mußten. Wohl um das 5. Jh. (nach einigen Angaben bereits seit dem 2. Jh.) wurden die Waldsteppengebiete von Slawen besiedelt.

558 zerschlugen die Awaren, die aus Mittelasien gekommen waren, die Hunnen und unterwarfen sich die Slawen. Die Awaren bauten ein ziemlich starkes Staatsgebilde auf: das Awarische Khaganat. Ungefähr um dieselbe Zeit entsteht das türkische Khaganat (Göktürken-Reich), das mit dem awarischen rivalisierte. Im 7. Jh. zerfielen beide Khaganate. Nach einiger Zeit richteten die Chasaren, die an der Küste des Kaspischen Meeres und im Tal des Flusses Terek im Kaukasus lebten, ihr eigenes Khaganat ein. Ungefähr gleichzeitig entstand in den Steppen an der Donau und dem Kuban das Bulgarische Khanat. Nachdem 670 das Khaganat der Chasaren mit Unterstützung der Slawen und Alanen das Bulgarische Khanat zerschlug, dominierte es die Region.

Die Donau- und Donsteppen wurden zum Schauplatz ununterbrochener grausamer Kämpfe zwischen vielen Stämmen, unter denen neben den obenerwähnten noch Petschenegen und Polowzer von Bedeutung waren; ihre Bekämpfung war die wichtigste Aufgabe des Altrussischen Staates, der 862 gegründet wurde. Eine andere, viel ernsthaftere Gefahr als die schlecht organisierten Nomaden stellte für den jungen russischen Staat das expandierende Chasaren-Khaganat dar. Beide Länder standen miteinander im permanenten Krieg. Den Schlußstrich unter die Auseinandersetzung zog der russische Fürst Swjatoslaw Igorewitsch, der 965 das Khaganat aufs Haupt schlug, wonach die Macht des Khaganats augenblicklich erlosch und bald auch die letzten Überreste von ihm verschwanden. Der Fürst Swjatoslaw vernichtete die größten Städte des Khaganats und errichtete an der Stelle einer von ihnen, Sarkel, die Festung Belaja Wescha, wodurch er das russische Gebiet bis an den Don ausdehnte.

Mit dem Fortschritt der feudalen Zersplitterung in der Alten Rus nahmen die Fehden zu, die Herrscher schenkten den südlichen Grenzen des Landes immer weniger Aufmerksamkeit, so daß letzten Endes Belaja Wescha verlassen wurde. Die russischsprechende Bevölkerung, die am Don geblieben war, erhielt den Namen der Brodniks. Umgeben von feindlichen Steppennomaden, waren die Brodniks allein auf die eigene Kraft und Kampffähigkeit angewiesen. Gerade die Brodniks werden von vielen Historikern für die unmittelbaren Vorgänger der Kosaken angesehen.

 

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Kosakentum in Rußland (Teil 2)

 

 

1237 begann der mongolisch-tatarische Eroberungszug gegen Rußland, der den Zusammenbruch der Kiewer Rus und die Etablierung einer besonderen Form von Abhängigkeit der russischen Fürstentümer von der Goldenen Horde zur Folge hatte, einem staatlichen Gebilde der Mongolo-Tataren. Die feudale Zersplitterung war eben eine von den Ursachen, warum die russischen Fürstentümer nicht in der Lage waren, den Mongolo-Tataren gemeinsam Widerstand zu leisten. Wie dem auch sei, gerade in diese Zeit fallen die ersten Erwähnungen der Kosaken. Damals stellten sie Söldnertrupps dar, die in jener harten und gefährlichen Zeit genug zu tun hatten. Es kam sogar vor, daß Kosaken den Khanen der Horde dienten. In dem Maße, wie die Horde im 15. Jh. an Einfluß einbüßte und in eine Vielzahl an stets einander bekämpfenden Khanaten zerfiel, wuchs die Bedeutung der Kosaken. Die kleineren und beweglichen Kosakentrupps mit ihren Anführern – den Atamanen – an der Spitze stellten eine gefährliche Kraft dar, deren Hauptbeschäftigung der Krieg war; in der Kriegsführung erlangten die Kosaken die höchste Meisterschaft. In dieser Phase schließen sie sich immer enger zusammen und verwandeln sich aus Söldnern in eine abgesonderte Gemeinschaft, welche die Interessen ihrer Heimat schützt: das Kosakentum. Die Kosaken siedelten sich traditionsgemäß an Flüssen an. Das Kosakentum bildete sich in zwei Zentren heraus, nämlich an den Ufern des Flusses Dnepr auf dem Territorium der heutigen Ukraine und des südrussischen Don. Ein Teil der Kosaken stand im Dienst (die ukrainischen Kosaken bei dem polnischen König, die Don-Kosaken bei dem Großfürsten von Moskau), der andere setzte sich aus einzelnen Kämpfergemeinschaften zusammen, die unabhängig lebten. Die sogenannten Dienstkosaken stellte Gruppen von Kosaken dar, die an den südlichen Grenzen des Fürstentums Moskau die Aufgabe des Grenzschutzes wahrnahmen. Als Belohnung für ihren Dienst bekamen die Kosaken Geld, Grundstücke und Erlaß der Zinsen. Die Kosaken wurden stets zahlreicher, weitgehend dank den Bauern, die sich vor den Strapazen der Leibeigenschaft an den Don flüchteten. Das Kosakenleben, frei von der ständischen Ordnung und Einschränkungen, war attraktiv ungeachtet aller Gefahren. Zugleich bildeten die Kosaken eine solide Macht, eine geschlossene Körperschaft, die ihren Mitgliedern Schutz bot. Bei den Donkosaken galt die Regel „vom Don keine Auslieferung“, deshalb brauchte ein Bauer, der die Gebiete der Kosaken erreicht hatte und ins Heer aufgenommen wurde, nicht zu fürchten, einmal dem Bojaren oder Edelmann ausgeliefert zu werden, vor dem er geflohen war. Obwohl die Kosaken die Oberherrschaft des russischen Zaren anerkannten, verhielten sie sich faktisch unabhängig und unternahmen des öfteren Eroberungszüge gegen das Khanat der Krim, einen Feind Rußlands, selbst wenn Moskau mit ihm offiziell Frieden geschlossen hatte. Der erste russische Zar Iwan der Schreckliche schätzte die Kampfeigenschaften der Kosaken vollumfänglich ein und nahm sie 1552, während der Eroberung von Kasan, in sein Heer auf. Ab diesem Zeitpunkt werden Kosaken zunehmend im Staatsdienst engagiert. Im 15. und 16. Jh. bilden sich auch die Traditionen der Kosaken heraus, es entstehen die spezifischen Kosakengrade: Ataman, Jessaul, Chorunschi usw. Dabei wichen die Traditionen stark von denen ab, die sonst in der russischen Gesellschaft üblich waren. So zeichnete sich das Leben der Kosaken in unterschiedlichsten Bereichen durch wesentlich mehr Freiheit aus, beispielsweise hinsichtlich der Ehe. Da es in den Landen der Kosaken häufig an Priestern mangelte, wurden die Ehen von den Atamanen geschlossen. Und während für die russische christlich-orthodoxe Gesellschaft die Scheidung nicht in Frage kam, war sie bei den Kosaken gang und gäbe. Das öffentliche Leben der Kosaken war ebenfalls durchaus frei: das höchste Machtorgan der Don-Kosaken war die sog. Heeresrunde, d. h. die Volksversammlung, die alle laufenden Fragen löste. Darüber hinaus wählte die Heeresrunde die Anführer der Kosaken, die Atamane, und hielt Strafgericht. An der Versammlung durften alle Kosaken teilnehmen. Die Heeresrunde zeugte von der Reife des politischen Lebens der Kosaken, von der endgültigen Herausformung ihrer Gemeinschaft. In den Jahren 1556 bis 59 begann Rußland eine entschlossene Offensive gegen das Khanat der Krim, das ihm immer wieder durch verheerende Eroberungszüge Schaden zufügte, wobei eine Menge Menschen als Sklaven verschleppt wurden. Eine Schlüsselrolle spielten in den Kampfhandlungen die Dnepr-Kosaken: Mit ihren leichten und beweglichen Booten überfielen sie blitzartig die Krim-Küste und hielten den Gegner stets in Atem. In derselben Zeit gründete der Anführer der Dnepr-Kosaken, Dmitri Wischnewezki auf der Insel Chor tiza die berühmte Saporoger Sitsch. Bei der Sitsch handelte es sich um eine gut befestigte Burg, in deren Innerem sich die Kirche, die Häuser und Wirtschaftsgebäude der Kosaken befanden. In der Folgezeit wurde dieser Begriff auf die gesamte militärische Organisation der ukrainischen Kosaken ausgedehnt. Allerdings existierte die erste Sitsch sehr kurz: 1553 gegründet, fiel die Festung unter dem Ansturm der Krimtataren im Jahre 1557. Bald darauf mußte Iwan der Schreckliche auch seine Versuche aufgeben, das Krim-Khanat zu zerschlagen: Der Livländische Krieg, der 1558 ausbrach, zwang den Zaren, die Hauptkräfte zum Angriff auf das Baltikum zu konzentrieren. Polen, das den Livländischen Orden unter seine Schirmherrschaft nahm, zog gegen Rußland zu Felde. Der Krieg, in dem gegen Rußland die Truppen des Ordens, aber auch Polens, Litauens, Schwedens kämpften, zog sich in die Länge. Der Zar konnte nicht mehr ein genug großes Heer an den südlichen Landesgrenzen halten, weshalb dort die Tataren und Türken aktiv wurden. 1569 kam es zu einer großen türkischen Invasion. Jedoch wurde die Unternehmung der Türken und Krimtataren nicht von Erfolg gekrönt: Ihr Versuch, Astrachan einzunehmen, wurde vereitelt, weitgehend dank den Kosaken, die im Hinterland des vormarschierenden Gegners kämpften. Die türkisch-tatarischen Scharen mußten sich zurückziehen, allerdings wurden die Kampfhandlungen schon 1571 wiederaufgenommen. Diesmal gelang es den Türken, sich bis nach Moskau durchzuschlagen und sogar es in Brand zu stecken. Nach diesem grandiosen Erfolg wünschte der türkische Sultan Selim II., Kasan und Astrachan von Rußland abzutrennen und den russischen Zaren zu seinem Vasallen zu machen. Die Entscheidung fiel in der Schlacht bei Molodi, wobei den tatarischen und türkischen Truppen unter dem Khan der Krim Dewlet Giray ein gut zwanzigtausend Mann starkes russisches Heer gegenüberstand, zu dem große Einheiten von Don- und Dnepr-Kosaken gehörten. Die russischen Truppen befanden sich in der sog. „Spazier-Stadt“, die sie beim Dorf Molodi aufgebaut hatten – einer großen beweglichen Verschanzung, in der sie den Angriffen der zahlenmäßig doppelt so starken Krimtataren und Türken trotzten. Nach einer Reihe von abgewehrten Anstürmen unternahmen die Russen unter dem Wojewoden Dmitri Chworostinin einen Gegenangriff und brachten dem Feind eine vernichtende Niederlage bei. Die Schlacht bei Molodi wurde zum Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit dem Khanat der Krim, zu einem der glänzendsten Siege des russischen Heeres. Später wurde dieses höchstwichtige Gefecht unverdienterweise vergessen und in den historischen Hintergrund gedrängt, höchstwahrscheinlich, weil im Geschehen die Opritschniki des Zaren die Schlüsselrolle spielten, die man traditionsgemäß für eine Art Geheimpolizei des schrecklichen Zaren hielt, unfähig, echte Kampfhandlungen zu führen. Wie dem auch sei, die Schlacht bei Molodi wurde zu einem bedeutenden Meilenstein nicht nur für Rußland im Ganzen, sondern auch für das Kosakentum, das zum integrierenden Teil des russischen Heeres wurde.

 

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Kosakentum in Russland ( Teil 3)

 

Nach dem Sieg über die Heerscharen der Krimtataren in der Schlacht bei Molodi, dank dem Iwan Grosny Moskau vor einer neuen Ausplünderung oder gar Unterjochung retten konnte, kümmerte sich der Zar um die Einrichtung von Befestigungen an den südlichen Staatsgrenzen. Obwohl Rußland die tatarisch-mongolische Tributherrschaft schon unter Iwan III., einem Großvater von Iwan Grosny, losgeworden war, hatte man damit die Gefahr nicht endgültig beseitigt, was die Feldzüge des Khans der Krim Dewlet Giray unmißverständlich demonstrierten. Deshalb wurde ein mächtiges Verteidigungssystem gegen die Steppenbewohner notwendig. Man begann mit einem großangelegten Bau von Befestigungen: Es entstanden neue Festungen, Grenzwachen, Beobachtungsstellen. Den Kosaken kam in dem neuen Verteidigungssystem die wichtigste Rolle zu: Sie siedelten ich in den neuen Grenzbefestigungen an und machten ihre Besatzungen aus. Diese Befestigungen sicherten den Bewohnern der russischen Grenzgebiete den langersehnten Frieden; Letztere konnten, von den Kosakensäbeln zuverlässig geschützt, endlich frei aufatmen und ihren friedlichen Beschäftigungen nachgehen. Der Massenbau von Wehranlagen förderte auch die Entwicklung des Kosakentums, denn dank ihm haben sich einige neue Kosakenheere herausgebildet. Es sei betont, daß das Wort „Heer“ bezogen auf die Kosaken eine Bedeutung hat, die von der üblichen etwas abweicht. Damit ist nicht einfach eine Armee, eine Gruppe Bewaffneter gemeint; beim Kosakenheer handelt es sich um eine Gemeinde, zu der alle Kosaken der betreffenden Gegend gehören, selbst diejenigen, die nicht unmittelbar Wehrdienst leisten. Das verwundert nicht im Hinblick darauf, daß sich das Kosakentum vor dem Hintergrund ständiger, ununterbrochener Kriege gestaltet hat, wodurch seine militärische Organisation bedingt war. Auf der Suche nach einer leichteren Beute für ihre Streifzüge, als das vielfach verstärktes Russisches Zarenreich, lenkten die Tataren ihre Blicke auf die Ukraine. Das Territorium der Ukraine, da es von dem russischen Zarenreich getrennt war, wurde zum Ziel der neuen Beutezüge. Dort hatte sich allerdings eine eigene Kosakengemeinde entwickelt, die sich den Scharen von der Krim in den Weg stellte. Die dortigen Kosaken, die sich auf den Ufern des Flusses Dnepr ansiedelten, waren nicht einmal formell jemandem unterstellt und führten ein freies Leben, das auf der militärischen Demokratie basierte. Die Kosaken für eine starke militärische Kraft erkennend, suchten die Herrscher von Polen, das um diese Zeit im Livländischen Krieg gegen Rußland kämpfte, sie auf ihre Seite zu ziehen. Mit dieser Absicht gab der polnische König Stephan Báthory einen Erlaß heraus, nach dem Kosaken in den Wehrdienst des Staates Polen-Litauen treten durften. Es wurde das Registerkosakentum eingerichtet, dessen Mitglieder (deren es laut Erlaß 6 Tausend gab) offiziell alle zum polnischen Militärstand gezählt wurden. Diejenigen aber, die nicht unter die Registerkosaken aufgenommen wurden, aber den bereits gewohnten militärischen Lebensstil nicht aufgeben bzw. nicht einfache Bauern werden wollten, bildeten das sog. Heer vom Unteren Dnepr, das später den Grundstock des Saporoger Heeres bildete. Den polnischen Herrschern bereitete das Kosakentum vom Unteren Don ständig Sorgen und hinderte sie daran, sich die Ukraine ganz zu unterwerfen und an die russischen Grenzen vorzurücken. Wie dem auch sei, in dieser Entwicklungsphase gelang es Polen, seine Truppen mit Kosaken zu verstärken, die allerdings nur als Hilskräfte eingesetzt wurden. Wichtiger war, daß die Polen mit Schweden und dem Khanat der Krim, zwei anderen Gegnern Rußlands im Livländischen Krieg, seine Handlungen koordinieren konnte, was es ihm erlaubte, Rußland eine Reihe von empfindlichen Niederlagen beizubringen. Der Livländische Krieg ging 1582 zu Ende, auf eine für Rußland ruhmlose Weise. Jedoch begann ungefährt um dieselbe Zeit eine der wichtigsten Epochen in der russischen Geschichte – die Eroberung von Sibirien, die ebenfalls direkt mit dem Kosakentum zu tun hatte. 1582 brach eine Gruppe von Kosaken unter Leitung des Atamans Jermak Timofejewitsch nach Osten auf, an die Ufer des Flusses Kama, wo die Besitzungen der Kaufmanns- und Industriellenfamilie Stroganow lagen, von der Jermak eingeladen wurde. Die Stroganows baten die Kosaken, sie vor dem tatarischen Kütschüm Khan zu schützen, der ihre Länder bedrohte. Der Trupp von Jermak, der nur knapp über 500 Kosaken zählte, kam in Sibirien an, als die Kampfhandlungen gerade in vollem Gange waren. Die Truppen von Kütschüm gingen zur entschiedenen Offensive gegen die russischen Festungen in Sibirien über. Zahlenmäßig übertrafen die Truppen des Khanats Sibir, dem Kütschüm vorstand, wesentlich die Streitkräfte von Jermak: Nach heutigen Schätzungen betrugen sie 30-40 Tausend. Die Kosaken gingen ein Risiko ein. Während die Hauptstreitkräfte des Gegners die Festung von Tscherdyn belagerten, wollte die Gruppe von Jermak, die von den Stroganows mit Menschen und Ausrüstung unterstützt wurde, das Khanat Sibir mitten ins Herz treffen. Auf sibirischen Flüssen zogen die Kosaken von Jermak Timofejewitsch mit ihren leichten Kähnen Strug gegen Qashliq, die Hauptstadt des Feindes aus. Ungeachtet mehrerer Treffen mit Tataren strebten die Kosaken hartnäckig ihrem Ziel zu. Mahmet Kul, ein Neffe von Kütschüm, der ihn mit einem großen Heer Jermak entgegen gesandt hatte, wurde geschlagen. Im Oktober 1583 war der Trupp von Jermak vor Qashliq angelangt. Nachdem die Kosaken aus ihren Strug-Kähnen ans Land gestiegen waren, begannen sie, trotz der mehrfachen Überlegenheit des Gegners, die Stadt zu bestürmen. Der erste Angriff lief sich tot, die Kosaken mußten sich zum Fluß zurückziehen. Jedoch wurde der Gegenangriff der Tataren abgewehrt. Die Leute von Jermak unternahmen einen neuen Sturm, wobei sie die Stadt eroberten und der Kütschüm Khan fliehen mußte. Nach der Einnahme von Qashliq schickte Jermak nach Moskau eine Gesandtschaft mit der Nachricht, daß Sibirien den Besitzungen des Zaren angegliedert wurde. Iwan Grosny freute sich unsäglich darüber, ließ den Kosaken reiche Gaben überbringen und verzieh ihnen ihre früheren Versündigungen (ein Teil der Kämpfer von Jermak hatte sich durch den Angriff auf die Gesandten der Nogaier-Horde schuldig gemacht, die unterwegs zum Zaren waren). Um dem Trupp von Jermak zu helfen, der sich in den Kämpfen spürbar gelichtet hatte, entsandte man 300 Strelizen. Dabei war die Lage in Sibirien keinesfalls stabil: Der geflohene Kütschüm setzte Kampfhandlungen gegen die Kosaken fort, auch bei den von dem Khan übergelaufenen lokalen Stämmen war mit keiner Treue zu rechnen. Die Kosaken erlitten nach wie vor schwere Verluste in zahlreichen Gefechten. Gefallen waren viele Mitkämpfer von Jermak, die mit ihm mehrere Schlachten durchgemacht hatten, und 1585 fiel Jermak Timofejewitsch selbst im Gefecht. Die russischen Truppen in Sibirien, die sich nun aus Kosaken und Strelizen zusammensetzten, hatten Waffen und Munition dringend nötig. Dieses Problem ließ sich durch die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen zu Mittelasien lösen. Das nützten die Leute von Kütschüm aus, um Jermak in eine Falle zu locken. Als Jermak vernahm, daß die Tataren Kaufleute aus Buchara gefangengenommen hatten, kam er ihnen mit einem kleineren Trupp unverzüglich zu Hilfe. In der Nacht schliefen die vom Marsch ermüdeten Kosaken auf dem Ufer des Flusses Wagai ein und wurden dort von den Tataren des Kütschüm Khan überfallen, die im Hinterhalt gelauert hatten. Nach einer Version wurde Jermak in dem entfachten Gefecht von dem Tataren Kutschugai getötet, nach einer anderen, verbreiteteren Version war der Tod des berühmten Heeresführers durch das Panzerhemd verursacht, das ihm der Zar geschenkt hatte. Die einzige Chance der überraschten Kosaken war, sich auf ihre Kähne zu retten und auf dem Fluß wegzufahren. Ein Teil des Trupps wurde auf der Stelle erschlagen, anderen sprangen eilig in die Kähne, die mitten auf dem Fluß lagen. Auch Jermak versuchte, die Strug-Boote schwimmend zu erreichen, aber das schwere Panzerhemd, ein Geschenk des Zaren, zog ihn auf den Grund, und er ertrank. Nach dem Tod seines ruhmreichen Atamans beschlossen die Kosaken, die ganz wenige geblieben waren, in die Rus zurückzukehren. Wie dem auch sei, haben sie die Erschließung von Sibirien begonnen und damit einen kolossalen Beitrag zur Entwicklung des russischen Staates geleistet, und die Nachrichten von den heldenhaften Siegen der Kosaken über die Tataren brachten große Freude dem russischen Volk, das noch vor kurzem im Livländischen Kriege eine bittere Niederlage hinnehmen mußte. Der Kütschüm Khan wurde 13 Jahre nach dem Tode von Jermak endgültig geschlagen, und die russischen Truppen faßten in Sibirien endgültig Fuß.

 

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Kasakentum in Russland (Teil 4)

 

Nach dem Tod Iwan des Schrecklichen im Jahre 1584 wurde der Thronnachfolger Fjodor Ioannowitsch zum Zaren. 1591 starb unter geheimnisvollen Umständen der jüngere Sohn von Grosny, Dmitri. Auch der Zar Fjodor starb 7 Jahre später. Das Land sah sich in einer prekären Lage: die Dynastie, die den russischen Staat ab dem Zeitpunkt seiner Gründung regiert hatte, erlosch. Man wählte Boris Godunow aus einem vornehmen Bojarengeschlecht zum Zaren. Godunow war mit der Schwester des Zaren Fjodor verheiratet und sein engster Vertrauter. Noch vor seiner Thronbesteigung bedrängte Godunow die Kosaken mit allen Mitteln, wozu er seine Nähe zum Zaren ausnutzte. Kein Wunder also, daß die Kosaken nach seinem Tode nicht seinen Sohn, sondern einen anderen Thronanwärter bevorzugten, und zwar Grigori Otrepjew, der als der Pseudo-Dimitri I. in die Geschichte eingegangen ist. In dem Maße, wie die Beliebtheit von Godunow abnahm, was weitgehend auf die Mißernte und der darauffolgenden Hungersnot zurückzuführen ist, breitete sich im Volk zunehmend das Gerücht aus, der Zarensohn Dmitri sei in Wirklichkeit nicht gestorben, sondern habe sich auf eine wunderbare Weise retten können. Das nutzte Otrepjew aus, der sich in Polen für den Zarensohn Dmitri ausgab. 1604 brach er mit einem kleineren Heer, das sich aus polnischen Adligen (Schlachta) und Saporoscher (d.h. ukrainischen) Kosaken zusammensetzte, nach Moskau auf. Es kam zu mehreren Schlachten zwischen den Truppen des Pseudo-Dimitri, zu denen unterwegs immer neue Kräfte einschließlich der Don-Kosaken stießen, und den zarentreuen Einheiten. Schließlich öffnete Moskau 1605, nach Godunows Tod, dem falschen Dmitri seine Toren, und er wurde zum Zaren erklärt. Die Kosaken, die ihn unterstützten, erhielten großzügige Belohnung. Allerdings währte die Freude der Moskauer über die Thronbesteigung durch Dimitri nicht lange: Die Polen, die mit ihm gekommen waren, verhielten sich herausfordernd, in der Stadt kam es zu Plünderungen und Vergewaltigungen, der neue „Zar“ selbst vergeudete den Staatsschatz. All das führte dazu, daß eine Gruppe von hohen Bojaren sich gegen den Pseudo-Dimitri verschwor. 1606, als die Ausschreitungen der Polen, die nach Moskau herbeiströmten, nie dagewesene Ausmaße annahmen, wurde er ermordet, und Wassili Schuiski, der zu einem Zweig der Dynastie der Rurikiden gehörte, wurde zum Zaren. Dennoch legten sich die Wirren nach Schuiskis Thronbesteigung keinesfalls, sondern nahmen einen noch größeren Schwung. Es entflammte ein mächtiger Aufstand unter Iwan Bolotnikow, der wegen seiner Ausmaße von vielen Historikern als ein wahrer Bauernkrieg eingestuft wird. Eine bedeutende Kraft stellten unter den Rebellen wiederum Kosaken auf. Es sei bemerkt, daß man damals eine ziemlich weite Gruppe von Menschen als „Kosake“ bezeichnete. Zu ihr gehörten erstens die sog. „angeborenen“ Kosaken, d. h. diejenigen, die von der Herkunft her Kosaken waren, einer Kosakenfamilie abstammten. Eine zweite Kategorie machten die Dienstkosaken aus – freie Männer, die in den Dienst des Zaren getreten waren. Schließlich bezeichneten sich als Kosaken verschiedene Gruppen von Abenteuerern und die bewaffneten Bauerntrupps, die in jener unruhigen Zeit immer zahlreicher wurden. Deshalb braucht man über die große Zahl von Kosaken in den Armeen aller Seiten, die an den Wirren beteiligt waren, nicht zu staunen. Der Aufstand von Bolotnikow wurde grausam niedergeworfen, aber das Gerücht, Dmitri würde in Wirklichkeit leben, breitete sich immer mehr aus. Bald erschien auch ein zweiter Pseudo-Dimitri – wer er in Wirklichkeit war, konnte bisher nicht genau bestimmt werden. Auf jeden Fall begann Pseudo-Dimitri II., der sich für den überlebten Zaren ausgab, im weißrussischen Starodub um sich Anhänger zu versammeln. Neben den Polen, die sich wieder auf Kosten der reichen russischen Länder bereichern wollten, strömten in das Lager von Pseudo-Dimitri auch ukrainische Kosaken, und der Kosaken-Ataman Iwan Saruzki, der sich in Starodub aufhielt, rief Kosaken von dem Don herbei. Das Heer brach Richtung Moskau auf, erreichte 1608 die Stadt, errang einen Sieg über die Truppen des Zaren, die von seinen Brüdern angeführt wurden, konnte aber die Stadt nicht einnehmen. Pseudo-Dimitri II. schlug in dem Dorf Tuschino bei Moskau seine Zelte auf. Inzwischen wurden neue Kräfte in den Konflikt einbezogen. Auf Anbieten des Zaren trat Schweden als Verbündeter von Rußland auf. Das lieferte Polen, das sich im Krieg gegen Schweden befand, den Anlaß zum Einfall in Rußland. Vordem waren Polen an den Wirren in Rußland nur auf eigene Hand beteiligt, der polnische Staat enthielt sich offiziell der Einmischung in den Konflikt. Am 4. Juli 1610 fand die Schlacht bei Kluschino statt, wobei die polnische Armee das russisch-schwedische Heer unter Dmitri Schuiski und dem schwedischen Feldherrn Jakob De la Gardie schlug. Als Folge organisierten die Bojaren eine Verschwörung, setzten den Zaren ab und schworen dem polnischen Prinzen Władysław Treue. Die polnischen Truppen zogen in Moskau ein. Zu den Befürwortern der Wahl von Władysław zum Zaren gehörte auch der Metropolit Filaret Romanow, der Vater des künftigen Zaren Michail. Allerdings bestand er darauf, daß der polnische Prinz zu dem orthodoxen Glauben übertrat. Ende 1610 wurde der Pseudo-Dimitri II. ermordet, der um diese Zeit bereits keine Rolle mehr spielte: Die Polen kamen ohne ihn aus. Moskau litt hart unter der Übermacht der Besatzer, Angehörige aller Stände rüsteten mit eigenen Mitteln eine Miliz aus. Das erste Volksheer unter dem Bojaren Ljapunow näherte sich 1611 Moskau und belagerte die Stadt. Es erlitt eine Niederlage infolge einer Intrige der Polen: Den Kosaken, die den Kern der Miliz bildeten, wurde ein gefälschter Brief von Ljapunow in die Hände gespielt, in dem er angeblich die Ausrottung der Kosaken forderte. Als sie davon erfuhren, metzelten die Kosaken Ljapunow nieder. Die Miliz begann auseinanderzufallen. Im Jahr darauf zog aus Jaroslawl nach Moskau ein zweites Volksheer aus, der von Kusma Minin und dem Fürsten Dmitri Poscharski angeführt wurde. Das Freiwilligenheer war ca. 10 Tausend Mann stark. Es gelang ihm, Moskau einzuringen. Jedoch traf ein polnisches Heer unter dem Hetman Chodkiewicz zur Unterstützung der Belagerten ein, 12-14 Tausend Mann stark, dessen Kern, rund 8 Tausend, ukrainische Kosaken bildeten. Im September 1612 kam es zu einer blutigen Schlacht bei Moskau, in der die Truppen von Chodkiewicz geschlagen wurden und sich zurückzogen, so daß es niemanden mehr gab, der die polnische Besatzung unterstützen könnte. Die Belagerung wurde fortgesetzt, die Polen schlossen sich im Kreml ein. Bald begannen die Okkupanten dort zu hungern, wiesen aber die Vorschläge einer Kapitulation hochmütig zurück. Anfangs kam es vereinzelt zu Kannibalismus; kurz darauf fingen die Soldaten bereits Menschen in den Straßen und aßen einander. Ende Oktober sah die Besatzung die völlige Aussichtslosigkeit ihrer Lage ein und streckte die Waffen. 1613 ging die Zeit der Wirren zu Ende. Es wurde ein Semski Sobor einberufen, die Versammlung von Repräsentanten aller Stände aus ganz Rußland. Die Versammlung sollte den neuen Zaren wählen und die dynastische Krise beenden, die dem Lande so viel Unheil gebracht hatte. Unter den Anwärtern auf den russischen Thron gab es Angehörige ausgesprochen vornehmer Geschlechter wie die Golizyn, die Schuiski, die Godunow. Auch Sprosse der regierenden Dynastien von Schweden und Polen wurden als Kandidaten in Betracht gezogen. Aber im Endeffekt fiel die Wahl auf den Bojaren Michail Romanow. Obwohl die erhaltenen Quellen äußerst spärlich sind, kann man mit vollem Recht behaupten, daß die Schlüsselrolle bei der Wahl von Michail Romanow die Kosaken spielten, die sich um diese Zeit in Moskau aufhielten. Es liegt daran, daß die Familie Romanow im Vergleich zu den anderen, die den Zarenthron für sich beanspruchten, nicht vornehm genug war, darum stieß die Wahl von Michail bei dem Adel auf ernsthaften Widerstand. Jedoch war Michail für seine Sympathie mit den Kosaken bekannt; so übten sie als eine große bewaffnete Kraft in Moskau auf die Versammlung starken Druck aus, was die Augenzeugen dieses Ereignisses zur Meinung veranlaßte, Michail Romanow sei ausschließlich von den Kosaken gewählt worden. So hat das Kosakentum das Schicksal des Landes auf Jahre hinaus vorbestimmt.

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KONZERT 17.12.2012


Cовместно с Центром оперного

пения Галины Вишневской

 

GOLDENE SEITE OPERNGESCHICHTE

MUSIKALICHE REISE VON EUROPA

NACH RUSSLAND

 

ЗОЛОТЫЕ СТРАНИЦЫ ОПЕРЕНОГО

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ПУТЕШЕСТВИЕ ИЗ РОССИИ В ЕВРОПУ

 

PROGRAMM 2012

ТРЕТИЙ МЕЖДУНАРОДНЫЙ ФЕСТИВАЛЬ"МОЛОДЫЕ МУЗЫКАЛЬНЫЕ ЛАУРЕАТЫ"16.10-21.10, ВЕНА-ЗАЛЬЦБУРГ

 

Совместно с Фондом

Владимира Спивакова 

 

DAS DRITTES INTERNATIONALESFESTIVAL  "JUNGE MUSIKPREITRÄGER"

FESTIVAL dem

A. Skrjabin,C.Debussy

Jubiläumsjahr gewidmet

ФЕСТИВАЛЬ ПОСВЯЩЕНН

ЮБИЛЕЯМ А.СКРЯБИНА

и К. ДЕБЮССИ

16.10-21.10

WIEN-SALZBURG


ERÖFFNUNGSKONZERT

17.10.2012

ALTES RATHAUS

MOSKAU-PARIS-WIEN

MOСКВА-ПАРИЖ-ВЕНА

 

MUSIKALISCH-LITERARICHER ABEND

18.10.2012

RUSSISCHES KULTURINSTITUT

Музыкально литератургый вечер

"СКРЯБИН И ЕГО ВРЕМЯ" 

KONZERT

20.10.2012

SALZBURG

"MUSIKALICHEN NEUERER"

"МУЗЫКАЛЬНЫЕ НОВАТОРЫ"


A.SKRJABIN, C.DEBUSSY,

G.MAHLER A.SCHÖNBERG

 

 

INTERNATIONALE MUSIKER

&

JUNGE MUSIKPREISTRÄGER


JAHRESABSCHLUSSKONZERT

VON  BAROCK BIS ZUM JAZZ

 

AM 20. Dezember 2011, um 18.30

Altes Rathaus, Festsaal

1010 Wien, Wipplingerstrasse 8

KONZERT_20.Dez.2011 Altes Rathaus.pdf
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ИЗУЧАЕМ КУЛЬТУРНОЕ

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LERNEN WIR KULTURELLE

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